In diesem Artikel geht es darum, welche unterschiedlichen Formen von Meditation es gibt, welche Meditationstechnik am allerbesten geeignet ist für Dich und wie Du diese korrekt anwendest.
Nein.
Darum geht es in diesem Artikel nicht.
Vielmehr möchte ich Dich darauf hinweisen, dass in seriösen Selbsterforschungskreisen mit Meditation im eigentlichen Sinn ein Vorgehen bezeichnet wird, mit dessen Hilfe es darum geht, eben gerade einen Bewusstseinszustand zu kultivieren, der unabhängig von Formen und Techniken ist, welcher keine Unterscheidungen benötigt und der sich keinen Deut darum schert, was korrekt oder inkorrekt, richtig oder falsch, gut oder schlecht ist.
«Gut ist nicht besser als schlecht.» (Eines meiner Lieblingszitate von Ursus und Nadeschkin.)
Damit hast Du die Essenz von Mediation bereits schon erfahren.
Vertreter*innen des Nondualen Ansatzes mögen es, das Pferd von hinten aufzuzäumen. Am Ende zu beginnen. Und mit dem Anfang zu enden.
Genauso läuft es bei der Nondualen Meditation: Der Nonduale Ansatz geht davon aus, dass der Bewusstseinszustand, den wir anstreben, kein anderer ist als jener, in dem wir uns bereits schon befinden. Wir müssen also nichts dafür tun, um in diesen Zustand zu gelangen. Bzw. können wir gar nichts tun dafür – je mehr wir dafür zu tun versuchen, umso weiter entfernen wir uns von diesem Zustand.
Unser bewusster, reflexiver Verstand verdient sich seine Daseinsberechtigung durch ausgeprägte Aktivität in Form von Bewerten und Beurteilen. Jede Bewertung und Beurteilung ist jedoch immer relativ, d.h. abhängig von einem mehr oder weniger komplexen Gefüge von Bedingungen. Bedingungen, die wir selber erschaffen haben aufgrund unserer Lebenserfahrung, die wir gelernt haben von anderen oder die uns vermittelt wurden durch gesellschaftliche und kulturelle Normen. Oder einfach auch Bedingungen aufgrund unserer eingeschränkten Wahrnehmungsmöglichkeiten – unsere 5 Sinne. Das bedeutet: Keine Bedingung, an der sich unser Verstand orientiert, hat etwas mit der sogenannten «realen» oder «objektiven» Wirklichkeit zu tun. Sondern immer nur mit einer relativen, begrenzten, subjektiven Konstruktion von Wirklichkeit.
Einfacher ausgedrückt: Dein Verstand arbeitet permanent an einer sehr stark vereinfachten Landkarte der Wirklichkeit. Die sehr sehr wenig damit zu tun hat, wie die Wirklichkeit an sich beschaffen ist. Aber es uns ermöglicht, uns (aus unserer Perspektive) zielgerichtet in der Wirklichkeit zu bewegen.
Ein Beispiel?
Unser Verstand kreiert mit Hilfe von Sinneswahrnehmung (Perzeption) und Denken (Konzeption) eine drei- bzw. vierdimensionale Version der Realität (Raum und Zeit). Die Vorstellung von Raum und Zeit ermöglicht es uns wunderbar, uns räumlich zu bewegen und in der Zeit eine kontinuierliche Geschichte und Identität zu erleben und entwickeln. Die Wirklichkeit sieht jedoch anders aus.
Einer der Nobelpreise für Physik der letzten Jahre ging an ein Forschungsteam, das experimentell beweisen konnte, dass Raum und Zeit nicht fundamental sind*. D.h. nicht grundlegende Bestandteile der Wirklichkeit, sondern Konstruktionen unseres menschlichen Verstandes (transparenterweise ist Letzteres keine Schlussfolgerung der Physiker, sondern des Amerikanischen Kognitionspsychologen Donald Hofmann).
Die Wirklichkeit besteht also entweder aus weiteren Dimensionen, die wir uns mit unserem begrenzten Verstand nicht einmal vorstellen können. Davon ist beispielsweise Donald Hoffman überzeugt. Oder die Wirklichkeit an sich ist dimensionslos. Das ist eher die Annahme der Nondualen Ansätze.
Aber jetzt bin ich etwas abgeschweift. Kommen wir zurück zur Essenz. Der Essenz von Meditation.
Genau darum geht es bei jeder Form von Meditation: Du lässt als Erstes die Aktivität Deines Geistes zur Ruhe kommen, damit Dein ursprünglicher Bewusstseinszustand für Dich erlebbar werden kann. Oder bildhaft ausgedrückt: Du lässt die Wolken Deines Verstandes sich auflösen, um das Strahlen der Sonne Deines Selbst deutlich zum Vorschein und Ausdruck zu bringen (im Buddhismus heisst das "Shamata"). Damit ist die Meditation aber nicht zu Ende, zumindest Mediation im ursprünglichen Sinn. Da Dein Geist in einem ruhigen Schlummerschlaf versunken ist, hast Du nun die Gelegenheit, Deinen ursprünglichen Bewusstseinszustand genau zu untersuchen. ("Vipashyana"). Und Dir somit ein präziseres, realistischeres Bild der Realität zu verschaffen, als es dem Verstand auf seiner begrenzten Landkarte möglich ist. Du erfährst dadurch nicht kognitiv-konzeptuell, sondern als konkrete Erfahrung, 1. Wer Du bist und 2. Woraus die Wirklichkeit besteht. Und gelangst so zu dem, was im Osten als Erleuchtung bezeichnet wird.
Darum geht es nämlich im Kern bei Meditation: Erleuchtung zu erlangen. Dir Deines ursprünglichen Bewusstseinszustandes wieder bewusst zu werden. Damit ist kein exotischer, nur schwer und mit grosser Anstrenung zu erreichender Zustand gemeint. Sondern schlichtweg, dass Du Dein intuitives Wissen darüber, wer Du wirklich bist, wieder findest. Das Wissen, das Dir am Anfang Deines Lebens als Kind noch ganz selbstverständlich zur Verfügung stand.
Wir Westler geben uns leider mit viel zu wenig zufrieden, nämlich mit den Nebenprodukten von Meditation. Den indirekten Auswirkungen auf unseren Körper und auf unsere Psyche. Gelassenheit, Ausgeglichenheit, Gesundheit etc. sind schön und gut und wunderbar.
Aber kein Vergleich mit dem absolut erfüllenden und beglückenden Nicht-Wissen um das eigene Sein.
Ich hoffe, ich konnte Dir die Essenz von Mediation schmackhaft machen.
Wenn Du mehr möchtest, empfehle ich Dir, einen der Mediationskurse von Judith und mir zu besuchen.
Herzlich willkommen bei Dir und Deinem ganz ursprünglichen Sein.
Simon
* https://www.spektrum.de/news/physik-nobelpreis-2022-geht-an-drei-physiker-mit-fernwirkung/2063448
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