In dieser Artikelserie lade ich Dich ein auf eine Reise zu den 4 Kontinenten der Schattenwelt und zeige Dir die seelischen Schätze, die Du dort bergen kannst: Die sogenannten Archetypen.
Als guter Reiseleiter gebe ich Dir gleich zu Beginn bereits einen Überblick, in welche Kontinente die Reise Dich führen wird:
- Zum Kontinent der Macht und der gesunden Königskraft
- Zum Kontinent des Schmerzes, der Aggression, der Gewalt und des Wachstums
- Zum Kontinent der Angst, Kontrolle und Manipulation, des Wissens und der Weisheit
- Zum Kontinent der Sucht, Depression, Liebe, Verbundenheit und Lust.
Hast Du Deine Taschenlampe bereit und bist gut vorbereitet für die Reise, zum Beispiel indem Du den Blog-Artikel Willkommen in der Schattenwelt gelesen hast? Oder, indem Du dafür gesorgt hast, dass Dein*e Innere Kritiker*in Dich mit wachem Auge begleitet? Warum diese Begleitung für Dich hilfreich sein könnte bei der Entdeckungsreise der Schattenwelt, erfährst Du in diesem Artikel: Meet The Critic.
Dann kann die Reise losgehen. Wir begeben uns in die dunklen Bereiche des Menschseins. Zonen der Angst, Dominanz, Vergänglichkeit, Gewalt, Lust. Zonen der Tabus.
Und steigen als erstes in den «Soul Wing», unser Seelenflugzeug mit Engelsflügeln, mit dem wir uns sicher und elegant durch alle Gefilde unserer Seelenlandschaft bewegen können.
Willkommen in der ersten Zone der Schattenwelt: Dem Kontinent der Macht.
Wir alle streben nach Macht. Das Bedürfnis nach Macht ist eines der psychologischen Grundbedürfnisse von uns Menschen. Macht, im Sinn von: Uns wirksam fühlen. Einfluss haben und Einfluss nehmen dürfen. Auf unser Leben, die Welt, andere Menschen.
Welche Reaktionen löst bei Dir der Begriff "Macht" aus?
Wenn wir auf die Welt kommen, pendeln wir zwischen zwei Extremen hin und her: Einerseits dem Gefühl, allmächtig zu sein in der Form, dass sich die ganze Welt um uns dreht (und das uns in Form von engagierten Eltern, Grosseltern und sonstigen Verwandten auch eifrig zu beweisen versucht). Und anderseits dem Gefühl von Hilf- und Machtlosigkeit – schliesslich können wir uns am Anfang unseres Lebens noch nicht einmal selber unseren Daumen in den Mund stecken, um uns zu beruhigen. Wenn es unserem Bezugspersonal auf entspannte und feinfühlige Art und Weise gelingt, die Pendelbewegung zwischen diesen Extremen durchzuführen, können wir uns in einer flexiblen Mitte einpendeln und lernen, uns in demütiger Form machtvoll zu erleben. Daraus resultiert letzten Endes der Archetyp der Königin und des Königs: Wir gestatten uns, auf dem Thron in der Mitte unseres Lebens Platz zu nehmen und mit Liebe und Weisheit unser Lebensreich zu gestalten, wohlwissend um unsere Begrenztheit und Vergänglichkeit.
Gelingt das Einpendeln nicht, beispielsweise wenn zu wenig Personal vorhanden ist, die Eltern gestresst oder belastet sind durch Krankheiten, finanzielle Not, Konflikte etc. fixiert sich das Pendel in einer mehr oder weniger stark ausgeprägten Extremposition – abhängig vom Ausmass der Not, der Belastung. Die Psyche spaltet sich, ein Manager*innen-Anteil entsteht, der einen Schattenanteil in den Hintergrund zu drängen versucht. Und die archetypische Königsenergie wird ins Exil verbannt.
Wie die Manager*innenanteile oder die Schattenanteile aussehen, kann individuell total unterschiedlich sein. Grundsätzlich gilt, dass die Manager*innenanteile jene Seiten sind von uns, mit denen wir uns im sozialen Rahmen unseres Bezugspersonen- und -gesellschaftssystems leichter identifizieren konnten oder durften. Die Schattenanteile sind jene Anteile, die vom System als unangenehm, anstrengend, gefährlich, unerwünscht erlebt und beurteilt wurden.
Beispielsweise haben die Herren Trump und Putin einen ausgeprägten Allmachts-Manager am Steuer und sind stark identifiziert damit. Der Anteil der beiden, welcher sich ohnmächtig und bedürftig fühlt, wurde in den Schatten zurückgedrängt und soll dort auch bleiben. Darf sich auf keinen Fall zeigen. Man stelle sich einen Trump oder Putin vor, der an einer Pressekonferenz in Tränen ausbricht und gesteht, nicht mehr weiter zu wissen. Und bei beiden tief im Exil vergraben fristet der weise, liebevolle, grossherzige König ein einsames Schattendasein.
Umgekehrt kennst Du vielleicht auch Menschen in Deinem Umfeld, die ihr Leben nicht auf die Reihe kriegen. Die ganz viel Hilfe brauchen. Viel Kontakt, Ermutigung, Unterstützung, weil sie sich sonst überfordert fühlen. Im Extremfall spricht man in der Psychopathologie von einer dependenten Persönlichkeitsstörung. Diese Menschen haben früh im Leben gelernt, dass nichts Schlimmes passiert, wenn sie ihre hilflose, bedürftige Seite zeigen. Sie der Mutter oder dem Vater vielleicht mit dieser Seite sogar ein gutes Gefühl, ein Gefühl von Wirksamkeit bereiten konnten, indem der Vater oder die Mutter sich intensiv um das Kind kümmern konnte. Um sich so von den eigenen Problemen, der eigenen Hilf- und Machtlosigkeit abzulenken. Hier ist die bedürftige Seite zur Managerin geworden. Die starke, kraftvolle, laute, mächtige Seite war für die Eltern bedrohlich, damit hätten sie nicht umgehen können. Diese musste in den Schatten verbannt werden. Und auch hier wieder ist die kraftvolle Königin, die Verantwortung für die Plege und Gestaltung des eigenen Lebens übernehmen könnte, im Exil gelandet.
Weitere potenzielle Manager- oder Schattenfiguren auf diesem Kontinent:
- Der Pascha
- Die Prinzessin (auf der Erbse)
- Das verwöhnte Kind / der Sohn im Hotel Mama
- Das bedürftige Kind
- Der Tyrann / Diktator
- Der Sekten-Guru
Ende der ersten Etappe. Wie geht es Dir auf Deiner Reise? Was sind Deine Erkenntnisse, die Du von diesem Kontinent mitnimmst? Wie sieht es bei Dir aus mit Deiner gesunden, archetypischen König*innen-Energie? Und welche Macht-Schattenanteile konntest Du an Dir identifizieren?
Wir verlassen den ersten Kontinent, indem wir wieder in unseren «Soul Wing», unser Seelenflugzeug mit Engelsflügeln steigen und den nächsten Kontinent ansteuern:
Den Schmerzkontinent.
Wir sehen uns. Bis dahin: Guten Flug und herzliche Grüsse,
Simon
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