In einem früheren Blogartikel habe ich meine augen- und herzöffnenden Erfahrungen beschrieben, die ich als Teilnehmer einer "Heart-IQ-Experience" bei Christian Pankhurst in New Eden sammeln durfte. Ich hatte noch nicht genug und begab mich etwa vier Monate später erneut auch die Reise und möchte Dir auch davon berichten.
- "Werde Dir klar darüber, was Du willst, heute, morgen und allgemein in Deinem Leben und setze Deine Energie dahingehend ein, das zu erreichen."
- "Anpassung führt in die Sackgasse. Löse Dich von Erwartungen, finde und gehe radikal und konsequent Deinen Weg. Und GENIESSE das!"
- "Tiefgehende und nachhaltige Heilung und Weiterentwicklung ist in Gemeinschaft schneller, leichter und lustvoller möglich."
Das sind meine drei zentralen Takeaways von meiner zweiten Reise nach New Eden in Holland, wo ich mich bei Christian Pankhurst zum zweiten Mal gruppendynamisch, in herzintelligenter Kommunikation, in Kreisarbeit und Community-Building weiterbildete. Und: Mich ganz schön heftig durchnudeln liess. 5 Tage war ich dort und ich habe in diesen 5 Tagen (und vor allem Nächten) bestimmt jedes einzelne meiner Gruppentraumata noch einmal durchlebt. Selbstverständlich möchte ich Dich nicht ausführlich mit meinen Traumata belästigen, aber eine Episode möchte ich trotzdem gerne mit Dir teilen:
Besonders intensiv kam mir die Erinnerung an meinen ersten und einzigen Tag als Kind in der Spielgruppe hoch. Als sehr sensibles und schüchternes Kind war ich von dieser Erfahrung total überwältigt: Die neue Umgebung, die vielen Kinder, die ich nicht kannte, die fremdartigen und unangenehmen Gerüche, der weite Weg nach Hause überforderten mein Nervensystem. Komplett den Rest gab mir, als ein anderer Junge in bester Absicht auf mich zugestürmt kam, um mich zu begrüssen und willkommen zu heissen. Der enge Scheinwerferfokus meines sich bereits im Fluchtmodus befindenden Nervensystems richtete sich ausschliesslich auf den Rotz, der bachartig aus seiner Nase lief und löste eine heftige Ekelreaktion in meinem Bauch aus. Ich erinnere mich nicht mehr genau wie, aber es gelang mir, meine Mutter auf der Stelle davon zu überzeugen, dass ich nach Hause musste. Und dass ich nie wieder an diesen Ort zurückkehren würde. Nie im Leben. Was ich konsequent durchzog in der Folge.
Vielleicht erscheint Dir dieses Beispiel banal und alltäglich. Mir auf jeden Fall ging es lange so. Bis ich Anfangs September bei meinem Aufenthalt in New Eden realisierte: Nein, das war es nicht. Mein System war überfordert mit dieser Erfahrung und konnte sie nicht verarbeiten. Zuhause fühlte ich mich wie ein Versager, weil ich nicht wie alle anderen Kinder in der Spielgruppe bleiben konnte. Und: Ich schämte mich vor meiner Mutter, weil ich spürte, dass sie froh gewesen wäre, wenn sie mich dort hätte abgeben können (was ich heute als Vater sehr gut nachvollziehen kann). Und nochmal und: Wie es zu der Zeit in vielen Familien üblich war: Es wurde nicht über diese Erfahrung gesprochen. Ich war komplett allein und allein gelassen damit.
Ich erzähle Dir diese Episode, weil sie sich aus meiner Sicht und Erfahrung mit Erlebnissen von anderen hochsensiblen Menschen deckt. Ja, weniger sensible Kinder können solche Erfahrungen leichter und schneller verarbeiten und wegstecken. Wenn sie in einer solchen Situation überhaupt Stress erleben. Sensiblere Kinder erleben schneller und stärker Stress. Und benötigen mehr Zeit, Zuwendung und Präsenz der Bezugspersonen, um ihren Stress zu verarbeiten. Sonst bleibt der Stress in ihrem Nervensystem hängen. Man nennt das Entwicklungstrauma. Die meisten hochsensiblen Menschen schleppen diese unerkannten und unbewältigten Entwicklungstraumata in ihrem Nervensystem mit sich herum. Ohne sich deren bewusst zu sein. Oder mit der Bewertung der Erfahrung als banal und alltäglich. "Das ist doch nicht so schlimm. Andere schaffen das auch." etc.
Die gute Nachricht: Ich konnte diesen Stress nachträglich verarbeiten und mein System davon befreien. Was allerdings nur möglich war im wohlwollenden, haltgebenden und unterstützenden Rahmen der Gruppe in New Eden. Alleine oder in einem therapeutischen Einzelsetting wäre mir das nie gelungen. Oder nicht in dem Ausmass. Ich durfte meine Angst, meine Überwältigung, meine Scham und auch meine Flucht- und Kampfimpulse in einem geschützten und sicheren Rahmen noch einmal erleben, zeigen und ausdrücken. Und schliesslich realisieren, dass ein Teil von mir eigentlich gerne in die Spielgruppe gegangen wäre und mit den anderen Kindern gespielt hätte. Was mich mit der damals nicht erlebten und erlebbaren Trauer in Kontakt brachte. Was für mich nachträglich der schmerzhafteste Teil der Erfahrung war. Das "ungelebte" Leben zu erkennen.
Diese Erfahrung hat mir bestätigt, dass es bestimmte Formen von prägenden Erfahrungen gibt, vor allem bei hochsensiblen Menschen, die im therapeutischen Einzelsetting nicht aufzulösen sind. Und bestärkte mich in meinem Vorhaben, meine Gruppenangebote weiter zu führen und weiter auszubauen. Damit auch Du bei mir diese Möglichkeit für therapeutischen Input für Deine Heilungs- und Wachstumsprozesse nutzen kannst.
Willkommen bei Dir.
Erlaube es auch Dir immer wieder, Deine Normalität, oder das, was Du als normal abgespeichert hast, in Frage zu stellen. Es geht nämlich in den allermeisten Fällen besser als normal.
Herzlich,
Simon
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