O Du Fröhliche, Traurige, Wütende...

Wie Du die Weihnachtszeit gut für Deine emotionale Hygiene nutzen kannst

 

Wie geht es Dir in der Weihnachtszeit? Bist Du schön fröhlich, wie es sich gehört? Oder erlebst Du die lichtvolle Zeit eher von ihrer düsteren Seite?

 

Für mich ist die Weihnachtszeit immer ziemlich aufwühlend, da diese Zeit meine Prägungskruste stark aktiviert und mein Glücksrad der Gefühle heftig in Bewegung versetzt. Dieses spuckt dann neben Freude auf Gemeinschaftserleben, Verbindung und Geschenke zusätzlich mit Angst, Trauer und Wut verbundene Erinnerungen aus an von Streit und Enttäuschung geprägte abgebrochene oder von unterschwelligen Spannungen begleitete Familienfeiern. Ganz anders bei meiner Frau und meinem Sohn, für die Weihnachten einen Monat lang 24-Stundenprogramm sein könnte.

 

Für den Fall, dass es Dir in dieser Zeit ähnlich gehen sollte wie mir, teile ich Dir gerne meine wertvollsten Funde mit, welche Dir dabei helfen sollen, diese Zeit nicht nur heil zu überstehen, sondern sie zusätzlich proaktiv für Deine Heilungs- und Entwicklungsprozesse nutzen zu können. Damit Du tatsächlich mehr Liebe, Verbindung und Verbundenheit zumindest mit Dir und Deiner Inneren Familie erleben kannst.

 

Und falls es Dir wie meiner Frau und meinem Sohn ergehen sollte: Dann darfst Du aufhören zu lesen und Deine Zeit dem Zimtsternbacken, dem Bestaunen des Weihnachtsbaums oder Ersinnen von Aktivitäten für Heiligabend widmen.

 

Meine besten Tipps für Dich für die Weihnachtszeit:

 

1. Mach Dir ein Geschenk:

Schaffe und schenke Dir Zeit und Raum. Wenn die Weihnachtszeit für Dich emotional dicht ist, hilft am Meisten: Entdichtung. Entschleunigung. Entspannung. Gönn Dir Zeit, Musse, frische Luft, alles, was Dir gut tut oder gut tun könnte. Spaziergänge, Wellness, Einkuscheln im Bett, entspannende und nährende Kontakte mit anderen Menschen.

 

2. Mach Dir ein Geschenk 2:

Erteile Dir die radikale Erlaubnis, alles zu fühlen, was in Deinem emotionalen System in Bewegung ist. Ein nützliches Instrument dafür ist das „Change Triangle“, das Veränderungsdreieck der Amerikanerin Hilary Jacobs Hendel. Sie weist die drei Ecken des Dreiecks drei unterschiedlichen Ebenen unseres menschlichen Erlebens zu: Am Gesündesten sind wir unterwegs, wenn wir auf der untersten Ebene unsere Kernemotionen (Freude, Furcht, Traurigkeit, Wut, Ekel, Überraschung, Verachtung) wahrnehmen und zulassen können. Oftmals gelingt uns dies aufgrund von damit verbundenen Prägungen nicht und wir landen eine Ebene höher, auf der Ebene der „hemmenden Emotionen“ (Angst, Schuld, Scham), welche unseren Emotionsfluss blockieren und in der Regel dazu führen, dass wir noch eine Ebene weiter oben landen: Auf der Ebene des defensiven oder Ablenkungsverhaltens. Indem wir zwanghaft putzen, uns in Arbeit stürzen, fieberhaft Zimsterne backen, es allen recht machen wollen und unsere perfektionistischen Anteile schmücken und füttern. Achte Dich in den kommenden Tagen darauf, auf welcher Ebene Du Dich gerade befindest. Und gestatte Dir immer wieder, auf die tiefste Ebene der Grundemotionen zu gehen und diese zu erleben. Nimm Dir dafür Zeit. Spüre sie im ganzen Körper. Das kann anstrengend und sogar schmerzhaft sein. Aber dadurch sorgst Du dafür, dass Du im Fluss bleibst. Oder wieder in Fluss gerätst, falls Du in die Fänge der Winterdepression geraten sein solltest. Hilary Jacobs Hendel empfiehlt übrigens, zusätzlich zu den Grundemotionen auch noch darauf zu achten, ob Du positive Aufregung (Excitement) oder sexuelle Erregung empfindest – beide Bereiche unterdrücken wir häufig ebenfalls.

 

3. Mach Dir ein Geschenk 3:

Indem Du Dir Zeit nimmst für die Pflege Deines Emotionshaushalts, gestattest Du Dir, mit Deinem Selbst in Kontakt zu kommen und Dich gemäss Hilary Jacobs Hendel ruhig, neugierig, verbunden, mitfühlend, selbstsicher, mutig und klar zu fühlen. Genau diese Zustände wollen wir doch an Weihnachten, oder?

 

4. A propos Ekel und Verachtung:

Diese Gefühle führen häufig ein Rand- oder Schattendasein in unserem Alltag, in der Therapie und im Coaching. Obwohl sie für uns Menschen von ganz zentraler Bedeutung sind, wenn es darum geht, Nähe und Distanz zu anderen zu regeln. Ekel weist uns auf der emotionalen Ebene darauf hin, dass sich Menschen unrecht im moralischen Sinn verhalten oder nicht gut mit uns, unseren Bedürfnissen und Grenzen umgehen. Menschen, deren körperliche oder emotionale Grenzen im Lauf ihres Lebens überschritten wurden, mussten lernen, dass ihr natürliches, gesundes Gefühl von Ekel von anderen nicht wahrgenommen oder respektiert wird. Was meistens dazu führte, dass diesem Gefühl in der Folge keine grosse Beachtung mehr geschenkt wurde. Was zu weiteren Grenzüberschreitungen führte. Achte Dich doch insbesondere einmal darauf in den kommenden Tagen, wie es Dir mit diesem Gefühl geht. Besonders interessant kann es sein, Dich darauf zu achten, falls Du Menschen aus Deiner Herkunftsfamilie begegnen solltest. Man weiss ja nie, es soll tatsächlich Menschen geben, die sich zu Weihnachten mit ihren Eltern und Geschwistern treffen…

 

5. A propos Grundemotionen:

Wenn Du dazu mehr wissen möchtest, kann ich Dir wärmstens die Serie „Lie to me“ empfehlen, welche auf der Arbeit von Paul Ekman basiert, der die universellen menschlichen Grundemotionen als erster identifizierte und dazu forscht. In der Serie erfährst Du auch, wie Du bei anderen diese Emotionen erkennst, auch wenn diese der betreffenden Person selber vielleicht gar nicht bewusst sind. Das ist anhand von sogenannten Microexpressions möglich.

 

6. Blicke nach vorn.

Und zu guter Letzt, für den Fall, dass Du als Lichtblick schon einmal weiter voraus, auf die Zeit nach Weihnachten oder sogar ins neue Jahr hinein blicken möchtest: In diesen Blogartikeln findest Du Hilfe dafür, wie Du Dir schlaue Intentionen und kluge Vorsätze bilden kannst. Fange am Besten gleich damit an, damit Deinem Shift zum bedingungslosen Glück im 2024 nichts im Weg steht:

Ich wünsche Dir von Herzen gute und lichtvolle Weihnachtstage,

Simon

 

Weiterführende Links:

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Kommentare: 1
  • #1

    Kathrin (Samstag, 23 Dezember 2023 10:30)

    Lieber Simon
    Ein Geschenk habe ich schon bekommen.
    Es ist ein Geschenk, in der Hoffnung auf irgendetwas, in deinem Blog einen hilfreichen Artikel zu finden. Dankeschön.
    Alles Gute und liebe Grüsse
    Kathrin

PSYTSG

Psychotherapie Simon Gautschy

M.Sc. Simon Gautschy

Eidg. anerkannter Psychotherapeut
Fachpsychologe für Psychotherapie FSP

Rathausgasse 17

5000 Aarau

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